Eine Ernährung, die uns vor unseren heutigen Zivilisationskrankheiten schützt?

Eine Ernährung, die uns vor unseren heutigen Zivilisationskrankheiten schützt?

Der Sommer steht vor der Tür und Ernährungsthemen überfluten Social-Media-Kanäle, Trendmagazine und Fernsehsendungen. Die meisten dieser Ernährungsinformationen und Beiträge basieren nicht auf ernährungswissenschaftlich-fundierten Erkenntnissen und verbreiten so oft Missverständnisse und Verwirrung beim Verbraucher.

 

Dabei kann Ernährung so einfach sein, wenn nur die richtigen Informationen nach außen getragen werden würden. Bereits Hippokrates wusste, wie man Krankheiten am besten behandelt: „Lass die Nahrungsmittel deine Medizin sein, und die Medizin deine Nahrungsmittel.“

In Anlehnung an diese Worte und mit dem Wissen, dass Hippokrates ca. 400 v. Chr. lebte und zu dieser Zeit Öle nicht raffiniert, Getreide nicht bis ins Kleinste zermahlen und Nährstoffe nicht isoliert wurden, haben wir die Ursache unserer heutigen Zivilisationskrankheiten deutlich vor Augen. Eine Ernährung, die stark verarbeitet ist und aus einfachen Zuckern und schlechten Fetten besteht — eine Ernährung mit pro-entzündlicher Wirkung.

 

Doch was heißt entzündlich? Chronisch stille Entzündungen – silent inflammation –  sind die Ursache für unsere Zivilisationskrankheiten. Stille Entzündungen werden durch bestimmte Lebensumstände und Lebensstil entfacht sowie durch den falschen Treibstoff, der in den Körper gelangt, angefeuert. Sie werden sicherlich auch keinen Diesel in einen Benziner geben, oder? Durch eine Ernährung aus zu viel Mono- und Disacchariden, gesättigten Fetten, Transfettsäuren und zu wenig Ballaststoffen und sekundären Pflanzenstoffen, kann es einerseits zu einer bakteriellen Dysbiose und andererseits zu einem Anstieg des viszeralen Fettdepots kommen. Ständiges Snacken und die „falschen“ Kohlenhydrate bedingen instabile Insulin- und Blutzuckerwerte, was wiederum den Zucker- und Fettstoffwechsel negativ beeinflusst. Der Anstieg des viszeralen Fettes und die gestörte Darmflora tragen hauptsächlich zu dieser systemischen Entzündung bei. Der Anstieg pro-entzündlicher Signalstoffe ist mitverantwortlich für Störungen im Insulinhaushalt, bei der Blutdruckregulation, der Hormonproduktion und Gewichtsregulation.

Die richtigen Treibstoffe bzw. Nährstoffe können jedoch dieses Entzündungsfeuer entscheidend reduzieren — komplexe Kohlenhydrate, hochwertiges Eiweiß, einfach und mehrfach ungesättigte Fettsäuren sowie sekundäre Pflanzenstoffe.

 

Komplexe Kohlenhydrate halten den Blutzuckerspiegel stabil und sorgen für eine angenehme Sättigung. In Form von Ballaststoffen binden sie pathogene Substanzen und sorgen für die Ausschleusung von überschüssigem Cholesterin, abgebauten Hormonen und anderen Stoffwechselendprodukten, die mit der Galle aus dem Körperkreislauf entfernt werden. Zudem dienen lösliche Ballaststoffe als Futter für gesundheitsförderliche Bakterien.

 

Eiweiße sind als Aminosäurelieferanten wichtig für den Erhalt der Körperstrukturen wie Bindegewebe, Muskeln, Hormone und Enzyme. Jedoch zählt hier vielmehr die Qualität als die Quantität. Tierisches Eiweiß besitzt eine passende Aminosäure-Konstellation, da die Zusammensetzung der unseres körpereigenen Eiweiß ähnelt. Doch auch pflanzliches Eiweiß kann einen wesentlichen Beitrag für die Aufnahme der essenziellen Aminosäuren leisten. Tofu, Sojabohnen und eine gute Kombination aus Hülsenfrüchten, Samen und Getreide stellen eine hervorragende Alternative für tierische Produkte dar.

 

Fette nehmen eine Schlüsselrolle in der antientzündlichen Ernährung ein. Besonderes Augenmerk ist auf die Omega-3-Fettsäuren (ALA, EPA und DHA) gerichtet. Das präventive Potential von DHA und EPA wurde bereits in mehreren Studien gezeigt. Hochwertige Algenöle sollten substituiert werden, wenn gänzlich auf Fisch, vor allem fetten Fisch, verzichtet wird.

 

Nicht zu vergessen sind die sekundären Pflanzenstoffe mit ihren vielfältigen Funktionen auf den Stoffwechsel, Entgiftung, Regeneration und Abwehr. Die Gruppe dieser Mikronährstoffe ist komplex und vielfältig, zu finden in unseren pflanzlichen Lebensmitteln. Je bunter und vielfältiger der Teller bzw. Speiseplan, desto facettenreicher die Aufnahme  dieser Supernährstoffe.

 

Aus diesem Nährstoffbaukasten sollte unsere Ernährung bzw. Mahlzeiten aufgebaut sein, um dem Körper die Treibstoffe zu liefern, die er für die Instandhaltung wichtiger Funktionen benötigt. Dieses niedrigglykämische antientzündliche Ernährungsprinzip wird in meinem Buch „Ernährung die uns schützt“ als GlykLich Ernährung bezeichnet und beschrieben.

Die GlykLich Ernährung ist KEINE Diät und auch KEIN kurzes Ernährungsprogramm. Sie ist ein Ernährungsprinzip, welches sich in den Alltag integrieren lässt und individuell anpassbar ist.

 

Es gibt keine Ernährungsform oder Diät, die für jeden geeignet ist. Deswegen ist die Wirkung von Diäten oder Ernährungstrends meist nur von kurzer Dauer und geringer Nachhaltigkeit. Der individuelle Stoffwechsel, Lebensstil, Alter, Aktivitätsgrad und auch das Mikrobiom entscheiden, ob eine Person mehr oder weniger Kohlenhydrate, Fett oder Eiweiß „verträgt“.

 

In meiner eigenen Praxis konnte ich mit dem GlykLich-Prinzip sehr gute Erfolge erzielen und die Lebensqualität meiner Patient*innen erheblich steigern.

 

„Eine gesunde Ernährung füllt Ihren Körper mit Energie und Nährstoffen. Stellen Sie sich vor, Ihre Zellen lächeln Sie an und sagen: „Danke!“.“ Karen Salmansohn

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Verfasser*in: Prof. Dr. Dorothea Portius

Prof. Dr. Dorothea Portius ist Professorin für Ernährungstherapie und -beratung sowie ganzheitliche Ernährungstherapeutin und Gesundheitscoach. Sie ist davon überzeugt, dass eine vollwertige und natürliche Ernährung Zivilisationskrankheiten nicht nur vorbeugen, sondern auch heilen kann. Dieses Wissen weiterzugeben ist ihr ein großes Anliegen – nicht belehrend, sondern immer ermutigend und inspirierend.