Du hast nach dem Bachelor bereits erste Berufserfahrung gesammelt und interessierst dich für ein Masterstudium? Gleichzeitig bist du dir aber unsicher, ob es sich lohnt, den Job aufzugeben und ein Vollzeitstudium zu beginnen? Dann ist ein berufsbegleitendes Masterstudium vielleicht genau das Richtige für dich. Lena Schlurmann ist Studentin im M.Sc. Sport, Bewegung und Ernährung an der Deutschen Sporthochschule Köln und schreibt gerade ihre Masterarbeit über den Vergleich verschiedener Screeningtools zur frühzeitigen Erkennung von RED-S (geringe Energieverfügbarkeit im Sport). Im Interview teilt sie ihre Erfahrungen und erzählt von Chancen und Herausforderungen im berufsbegleitenden Masterstudium.
Hallo Lena, möchtest du dich und deinen Werdegang kurz vorstellen?
Meinen Bachelor in Ökotrophologie an der FH Münster habe ich im Februar 2020 abgeschlossen. Im Anschluss habe ich ein Jahr in Vollzeit als Koordinatorin für Sporternährung im Nachwuchsleistungszentrum bei Fortuna Düsseldorf gearbeitet. Unter anderem kümmerte ich mich dort um die Organisation des Essens. 2021 habe ich den berufsbegleitenden Weiterbildungsmaster M.Sc. Sport, Bewegung und Ernährung begonnen. Parallel dazu bin ich am Institut für Biochemie in der Abteilung Sporternährung der Deutschen Sporthochschule Köln beschäftigt. Zusätzlich bin ich freiberuflich als Beraterin für Sportler*innen und Vereine im Bereich Ernährung tätig. Dabei arbeite ich überwiegend im Leistungssport, berate aber auch Kund*innen aus dem Breitensport.
Das klingt wirklich spannend. Warum hast du dich für das Masterstudium an der Sporthochschule entschieden?
Im Bachelor habe ich viel im Themenfeld Ernährung gelernt und auch ein spannendes Modul zum Thema Sporternährung belegt. Daher fand ich es wirklich interessant, dass im Master die Bereiche Sport und Ernährung kombiniert werden. Mein Traum war immer, im Fußball beziehungsweise im Leistungssport zu arbeiten. Deswegen bot es sich für mich an, im Master den Sport mit in den Fokus zu stellen. Der Faktor Gehalt spielte für mich auch eine Rolle. Wenn man einmal gearbeitet hat, möchte man darauf nicht mehr verzichten.
Die Vorlesungen und Seminare des Studiums werden in Blockveranstaltungen abgehalten. Diese finden meist im monatlichen Rhythmus auf dem Campus der Sporthochschule statt. Somit muss man für das Studium nicht zwingend nach Köln umziehen und kann an seinem Wunschort leben und arbeiten. Da ich die Stadt sehr mag und keine weite Anreise zum Campus habe, ist es für mich natürlich trotzdem ein klarer Pluspunkt, dass die Veranstaltungen in meiner Wahlheimat Köln stattfinden.
In deinem Masterstudium werden im ersten Semester – je nach Bachelorstudium –entweder sportwissenschaftliche oder ernährungswissenschaftliche Kurse belegt. Wie war es für dich, als Ökotrophologin in die Sportwissenschaft einzutauchen?
Gerade die Trainingswissenschaft und Orthopädie waren sehr interessant, weil ich dazu im Bachelorstudium noch nichts gelernt habe. Nochmal eine andere Seite mitzubekommen und sich in einen komplett neuen Bereich einzuarbeiten, war tatsächlich sehr spannend. Weil es keine sportpraktischen Kurse in dem Studiengang gibt, ist auch kein Sporteignungstest als Zulassungsvoraussetzung nachzuweisen. Das hat die Zulassung deutlich vereinfacht und es ist wirklich eine coole Möglichkeit, sportwissenschaftliche Module auch ohne Eignungstest belegen zu können.
Nochmal zurück zu deiner Tätigkeit als wissenschaftliche Hilfskraft im Bereich Sporternährung an der Sporthochschule: Wie würdest du da deinen Berufsalltag beschreiben?
Meinen Berufsalltag würde ich als sehr abwechslungsreich beschreiben, weil wir zum einen Athlet*innen durch Einzelberatung betreuen. Zudem geben wir Workshops an Stützpunkten verschiedener Vereine. Diese Aufgaben machen mir viel Spaß. Aber auch die Unterstützung bei wissenschaftlichen Recherchen für verschiedene Studien bei uns am Institut gehört zu meinen Tätigkeiten. Wenn man ein Thema spannend findet, ist es immer schön, neue Dinge durch den Job zu lernen.
Du hast erzählt, dass du gerne im Fußball arbeiten würdest. Kannst du dir langfristig auch vorstellen, doch in der Wissenschaft zu bleiben?
Ob ich mich langfristig in der Wissenschaft sehe, ist tatsächlich noch offen. Also ja, mein Traum ist es, im Fußball zu arbeiten. Da konnte ich bereits Erfahrung sammeln und als großer Fußball-Fan hat mir das natürlich besonders Spaß gemacht. Zudem arbeite ich sehr gerne mit Athlet*innen zusammen, was in der Wissenschaft oft nicht der Fall ist. Gleichzeitig finde ich den Transfer zwischen Wissenschaft und Praxis sehr spannend. In der Praxis funktioniert eben nicht immer alles genau wie in der Theorie. Welcher Bereich es letztendlich wird, ist noch offen. Mein jetziger Job macht mir sehr viel Spaß und ich arbeite wirklich gerne in der Abteilung. Es kommt also ganz darauf an, wo sich die Türen öffnen.
Du hast gerade den Transfer zwischen Theorie und Praxis angesprochen. Welche Vorteile siehst du sonst am berufsbegleitenden Studium?
Der Transfer zwischen Theorie und Praxis ist auf jeden Fall ein großer Vorteil. Zudem ist es immer spannend, sich weiterzubilden und neue Dinge zu lernen. Das wird durch das Studium abgedeckt. Dass man trotzdem nebenher noch ein Einkommen hat und aus der Berufspraxis nicht komplett aussteigen muss, finde ich am Weiterbildungsmaster sehr gut. Besonders dann, wenn man im gleichen Job bleiben kann und nicht kündigen muss. Es ist außerdem sehr praktisch, dass man während des Masters an seinem Wunschort leben kann und nicht umziehen muss.
Was war für dich persönlich die größte Herausforderung und wie bist du persönlich damit umgegangen?
Ich glaube, es ist sehr schwer, wenn man Vollzeit mit Wochenenddienst arbeitet. Das war zunächst bei der Fortuna der Fall. Ich war auch an Spieltagen verantwortlich für die Küche. Aus diesem Grund hatte ich viele Einsätze am Wochenende und ich weiß nicht, ob das langfristig so gut funktioniert hätte. Ein Vollzeitjob mit wenig terminlicher Flexibilität ist in diesem Studiengang also eine Herausforderung. Deswegen ist es einfacher, wenn man die Stunden während des Studiums reduziert. Ich bin froh, dass ich im Moment keinen Vollzeitjob habe. So arbeite ich an der Sporthochschule immer nur eine halbe Woche und in der restlichen Zeit bin ich als Freiberuflerin tätig. In diesem Rahmen bin ich sehr flexibel und kann die Termine und Arbeitszeiten nach meinen Wünschen planen.
Wie haben sich diese Pflichttermine über das Semester verteilt und wie war das Verhältnis zwischen Präsenz- und Onlinearbeit? Gab es ergänzend zu den Unterrichtseinheiten noch zusätzliche Arbeiten?
Wegen der Corona-Pandemie fand besonders am Anfang meines Studiums viel online statt. Das hat sich in den letzten Semestern verändert. Die Veranstaltungen an der Uni finden blockweise statt, was besonders für meine Kommiliton*innen mit einer weiteren Anreise sehr praktisch war. In den Phasen um die Blöcke gab es immer viel zu tun. Dafür hatte man dazwischen auch mal etwas mehr Freizeit. Das Pensum der zusätzlichen Aufgaben, die es nebenbei gab, war aber immer sehr gut machbar.
Wenn du die Zeit zurückdrehen könntest, würdest du wieder berufsbegleitend studieren?
In der gleichen Ausgangssituation würde ich mich wieder dafür entscheiden. Einfach wegen der Möglichkeit, nebenher noch arbeiten zu können. Deswegen ist das berufsbegleitende Studium wirklich sehr cool und hat mit dem Transfer zwischen Theorie und Praxis auch seine Vorzüge – gerade, wenn man seinen Job gerne behalten möchte. Insgesamt würde ich es mir besser einteilen, sodass ich ein bisschen weniger arbeiten muss. Nebenbei im Vollzeitjob bleiben würde ich vermutlich nicht, weil das einfach sehr viel ist. Bei dieser Entscheidung muss man auch eigene Grenzen kennen. Ich würde aber trotzdem wieder berufsbegleitend studieren.
Deine Kommiliton*innen wohnen alle an unterschiedlichen Orten. Habt ihr trotzdem einen guten Zusammenhalt und konntet neue Freundschaften im Studium schließen oder hast du da Unterschiede im Vergleich zum Bachelorstudium gemerkt?
Im Bachelorstudium war es eine andere Ausgangssituation, weil viele Kommiliton*innen in der gleichen Stadt gewohnt haben. Zudem ziehen auch viele Studierende in eine neue Stadt, in der sie niemanden kennen. Das war für mich im Master anders, weil ich bereits in Köln gewohnt habe und dadurch auch schon einige Freunde dort habe. Der Kontakt zu den Kommiliton*innen musste hier anders organisiert werden, da nicht alle am gleichen Ort wohnen. Obwohl man sich nur einmal im Monat sieht, verbringt man in den Präsenzphasen trotzdem viel Zeit zusammen. Abends nach den Veranstaltungen waren wir oft noch gemeinsam unterwegs. Deswegen hatte ich auch im Masterstudium eine coole Zeit, in der ich auch neue Freunde kennengelernt habe.
Eine letzte Frage habe ich noch: Konntest du das Studium gut nutzen, um Kontakte in die Arbeitswelt zu knüpfen?
Es war im Studium wirklich spannend, sich mit Menschen mit verschiedenen Schwerpunkten auch außerhalb des Leistungssports auszutauschen. Besonders über meine Arbeit an der Sporthochschule konnte ich zusätzlich viele fachliche Kontakte knüpfen. Im Master können also auf jeden Fall noch mal berufliche Türen durch Kontakte geöffnet werden.
Der berufsbegleitende M.Sc. Sport, Bewegung und Ernährung wird an der Deutschen Sporthochschule Köln angeboten. Der Fokus des Studiengangs liegt besonders auf der Bedeutung von Ernährung und Gesundheit im Leistungs- und Breitensport. Studierende lernen dabei aktuelles Wissen zum Thema Sporternährung kennen und beschäftigen sich mit Unterschieden zwischen verschiedenen Sportarten und Altersklassen. Der Studiengang ist darauf ausgelegt, dass Studierende nebenbei einer beruflichen Tätigkeit nachgehen können. Deswegen finden die Veranstaltungen überwiegend als Blockunterricht an Wochenenden statt. Bei Fragen und Anliegen zum Studiengang können Sie Studiengangkoordinatorin im M.Sc. Sport, Bewegung und Ernährung Laura Ink unter weiterbildung@dshs-koeln.de kontaktieren.