Hauswirtschaft: Mehr PR in eigener Sache!

Hauswirtschaft: Mehr PR in eigener Sache!

Sie erstellen umfangreiche Hygienekonzepte quasi im Schlaf, jonglieren mit Budgets, sparen Ressourcen und kümmern sich darum, dass Menschen sich wohlfühlen. Kurzum: Sie sorgen dafür, dass der Laden läuft – egal ob in der Kindertagesstätte, der Wohngruppe oder der Betriebskantine. Die Hauswirtschaft ist einer der Arbeitsbereiche, in dem Ökotropholog*innen mehr als willkommen sind. Allerdings ist er der leiseste, so scheint es zumindest. Doch das muss nicht sein! Alles was die Hauswirtschaft braucht, ist mehr PR in eigener Sache. Und dazu können alle, die in diesem Bereich arbeiten, beitragen.

Traumjob Hauswirtschaft?

„Ich will in der Hauswirtschaft arbeiten“ – von 16-Jährigen in der Berufsorientierung hört man das eher selten. Doch warum eigentlich? Laut der McDonalds Ausbildungsstudie 2019 (N=1592, 15-24-Jährige) möchten fast 60 % in ihrem Beruf etwas Nützliches für die Allgemeinheit tun, mehr als die Hälfte will anderen helfen. Die Studie untersuchte ebenfalls, welche Inhalte sich Schüler*innen im Unterricht gewünscht hätten – also welche Themen besonders interessant für sie sind. Das Ergebnis: Finanzielle Angelegenheiten und Versicherungen (69 %), Kenntnisse über Natur, Umwelt und Klimaschutz (75 %), Inhalte zum sozialen Verhalten (60 %). Hauswirtschafter*innen wissen: All diese Themenbereiche sind Teil ihres Arbeitsalltags – und dazu kommen noch viele weitere spannende Bereiche. Und genau darin könnte eine Herausforderung liegen, warum der Beruf nicht nur für Jugendliche so schwer greifbar ist. Die Hauswirtschaft brüstet sich mit ihrer Vielseitigkeit – wer in der Hauswirtschaft arbeitet, ist ein echter Allrounder. Was genau hinter dem Beruf steckt, wissen aber die wenigsten. Eine Studie im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWK, 2015) empfiehlt deshalb ganz klar: Hauswirtschaft braucht ein schärferes Profil und ein klareres Berufsbild. Die Qualifikationsprofile und auch die einzelnen Kompetenzen sollten sichtbarer werden. Und das lässt sich schon im Kleinen umsetzen.

Hauswirtschaft braucht ein Gesicht – und transparente Infos

Das Medieninteresse an Expert*innen aus der Hauswirtschaft ist im Rahmen der Pandemie in Teilen gestiegen: Hamsterkäufe, Mehlersatz oder Hygiene sind Themen, bei denen Fachkräfte in Interviews zu Wort kommen. Diese Sichtbarkeit sorgt dafür, dass mehr Menschen erfahren, was die Fachfrauen und Fachmänner der Branche alles können – mehr Menschen beschäftigen sich mit dem Beruf. Und genau diese Wirkung können auch Verbände, Betriebe und Einzelpersonen im kleineren Rahmen erreichen. Zeigen Sie sich als Expert*innen mit ihrer Arbeit! Die Wege dazu können ganz unterschiedlich sein.

Jede und jeder in der Hauswirtschaft hat heute die Möglichkeit, über seine Arbeit zu berichten – sei es zunächst einfach nur dem eigenen Bekanntenkreis über Instagram oder Facebook zu zeigen, was der Arbeitsalltag mit sich bringt oder sogar professionell über das Soziale Netzwerk Linked In. Dabei stehen Beruf und Karriere sogar im Fokus. Hier schreiben Menschen unterschiedlichster Branchen über Erlebnisse in ihrem Arbeitsalltag, teilen Studien oder Branchennews – und das können auch Hauswirtschafter*innen! Wie arbeite ich? Was sind meine Aufgaben? Was begeistert mich an meinem Beruf? Wer ganz konkret und möglichst bildhaft von seinem Arbeitsalltag berichtet, egal über welchen Kanal, kann nicht nur Schülerinnen und Schülern zeigen, was Hauswirtschaft tatsächlich bedeutet und wofür die Branche steht.

Und auch Betriebe können Flagge für die Hauswirtschaft zeigen. Zu den Grundlagen der Öffentlichkeitsarbeit im Betrieb gehört zum Beispiel ein eigener Bereich der Hauswirtschaft auf der Unternehmensseite. Falls das Unternehmen einen Social Media-Kanal hat, gibt es dort vielleicht sogar die Möglichkeit, dass die hauswirtschaftlichen Azubis an einem Tag in der Woche ihre Arbeitsbereiche vorstellen. Unternehmen, die beim Zukunftstag – dem Boys- oder GirlsDay – ein Angebot machen oder Schulpraktika anbieten, zeigen Schüler*innen in der Berufsorientierung ganz praktisch den Alltag in der Hauswirtschaft. So lassen sich vielleicht sogar zukünftige Auszubildende gewinnen. In größeren Unternehmen können Mitarbeiter*innen aus der Hauswirtschaft zum Beispiel zum Tag der Hauswirtschaft einen Stand im Foyer aufstellen, dort frische Smoothies mixen und den Kolleg*innen ganz nebenbei erklären, was die Hauswirtschafter*innen im Unternehmen erledigen.

 

Hauswirtschaftliche Verbände haben einen großen Vorteil, wenn es darum geht, Öffentlichkeitsarbeit zu machen: Sie bringen die geballte Fach-Power mit und sind gut vernetzt. Neben Fachartikeln, Pressemitteilungen oder Social Media-Kanälen lassen sich hier auch größere Aktionen gemeinsam stemmen. Im Rahmen von Events wie einer Charity-Aktion, bei der ein Reste-Kochkurs von Fachkräften organisiert wird, lassen sich einige Aufgabenbereiche der Hauswirtschaft gut darstellen – und spannend für die lokale Presse ist eine solche Aktion auch noch.

Welche Inhalte sind interessant?

Jede und jeder kennt das: Egal ob in der Zeitung, in Social Media oder beim Surfen im Internet – wirklich hängen bleibt man nur an Inhalten, die in einer Weise relevant sind. Doch wann erachten Menschen Informationen als interessant? Und daraus folgend: Wie bereite ich meine Informationen über die Hauswirtschaft auf, damit sie für andere wichtig erscheinen und wahrgenommen werden? Inhalte sind relevant, wenn sie einen persönlichen Nutzen für Empfänger*innen haben und sie mit ihren Interessen daran anknüpfen können. Vielleicht kann die Kommunikation Probleme lösen, Fragen beantworten oder ganz einfach unterhalten. Wichtig ist es, sich mit den Bedürfnissen der Menschen zu beschäftigen, die durch die eigene Öffentlichkeitsarbeit angesprochen werden. Wenn ein Unternehmen beispielsweise eine Aktion zum Zukunftstag anbietet, sollten sich die Organisatoren vorher fragen: Was bewegt Schüler*innen in der Berufsorientierung? Welche Fragen haben sie und welche Anknüpfungspunkte zur Hauswirtschaft, auf die sich aufbauen lässt?

 

Die Hauswirtschaft hat den großen Vorteil, dass ihre Arbeitsbereiche an den Alltag von Menschen anknüpfen: Themen wie Resteverwertung, umweltfreundlichere Reinigung oder auch die Frage, wie sich der Wocheneinkauf trotz steigender Preise möglichst günstig gestalten lässt, bewegen immer mehr Menschen. Hauswirtschafter*innen können viele ihrer Arbeitsbereiche ganz praktisch und konkret zeigen. Der Unterschied zwischen professioneller Hauswirtschaft und Alltagskompetenzen sollte dabei immer deutlich gemacht werden.

 

Bei der Themenwahl sollte stets die Zielgruppe im Fokus stehen. Das heißt: Erst einmal überlegen, wofür sich die Zielgruppe interessieren könnte. Während andere Fachkräfte aus der Hauswirtschaft eine Information und ein Foto des neuen Reinigungswagens spannend finden, stößt genau die gleiche Information bei Fachfremden vermutlich nicht auf allzu große Begeisterung. Deshalb vorher überlegen: Welche Themen aus meinem Berufsalltag könnten auch für Fachfremde interessant sein und warum? Falls es dennoch der neue Reinigungswagen sein sollte, lässt sich das Ganze vielleicht auch humorvoll aufbereiten, zum Beispiel in Social Media mit einer Anspielung auf einen neuen „Dienstwagen“ mit modernster Ausstattung. Ein weiterer wichtiger Aspekt bei der Kommunikation: Auch, wenn Hauswirtschafter*innen Expert*innen in ihrer Branche sind, sollten sie niedrigschwellig kommunizieren. Das heißt, Fachsprache wenn möglich vermeiden.

Die Hauswirtschaft kann das

Ökotropholog*innen und Fachkräfte in der Hauswirtschaft können sich schnell in neue Arbeitsbereiche einarbeiten und flexibel reagieren. Und genau deshalb können und sollten sie sich und ihre Branche auch selbst vermarkten – bislang hatte diese Aufgabe nur noch keine so hohe Priorität im Arbeitsalltag.

Dabei braucht es nur ein bisschen Kreativität, Mut und Stolz auf die eigene Arbeit. Egal ob im eigenen Unternehmen, im Verband oder auch privat – Ökotropholog*innen in der Hauswirtschaft sollten einen Versuch wagen, sich für die Branche stark machen, andere mit der eigenen Leidenschaft für den Beruf anstecken. Und den Beruf damit lauter werden lassen!

Das Zentrum für Ernährung und Hauswirtschaft Niedersachsen (ZEHN) mit Sitz in Oldenburg setzt sich nicht nur für Ernährung und Lebensmittelverschwendung ein. Auch Hauwirtschaft ist ein Themenschwerpunkt des ZEHN. Ende 2020 hat das ZEHN die Imagekampagne „Hauswirtschaft ist angesagt!“ ins Leben gerufen. Zusammen mit Hauswirtschaftsbotschafter*innen zeigt das ZEHN zunächst jungen Menschen in der Berufsorientierung, was hinter dem Beruf steckt. Unter anderem über die Website der Kampagne.

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Verfasser*in: Maren Schulze

Als PR- und Social Media-Mitarbeiterin war Maren Schulze im ZEHN für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig. In diesem Rahmen betreute sie unter anderem die Imagekampagne für das Berufsfeld Hauswirtschaft.